Nachtmodus
Gerade zukünftige Arbeitskräfte der Generation Y (Geburtsjahrgänge zwischen 1982 und 2004) haben laut mehrerer Studien ein verstärktes Bedürfnis nach Anerkennung, Wertschätzung und partizipativer Mitarbeiterkommunikation. Sie schätzen die Unterstützung und Förderung ihrer Vorgesetzten und KollegInnen. Eine amerikanische Studie von 2017 befragte 539 TeilnehmerInnen (64,6% Frauen, 35.1% Männer) zwischen 19 und 32 Jahren nach ihren Bedürfnissen in der Mitarbeiterführung. An oberster Stelle wurden regelmäßige Feedbackgespräche genannt (Walden, 2017, 73ff.). Das Feedback führte zu einer Steigerung der Arbeitsleistung, einer höheren Motivation und zu einer längerfristigen Bindung an das Unternehmen.
Feedback ist eines der wichtigsten Instrumente, um einen Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung herzustellen und damit Lernprozesse anzustoßen (Hattie, 2013, 206 f., Hattie /Timperly 2007). Es dient dazu, Mitteilungen über das konkrete Verhalten oder bestimmte Eigenschaften der Person in einem sozialen Kontext auszutauschen (Günter / Sperber,1993, 50ff.). Schilcher schreibt: „Feedback ist eine Information, die den Lernenden bestätigen kann, etwas zu seinem Handeln hinzufügen, aber auch überschreiben, verstärken oder restrukturieren kann. Dabei ist es egal, ob es sich um fachliches Wissen, Einstellungen zu sich selbst oder zur Aufgabe oder kognitive Taktiken und Strategien handelt.“ (Schilcher, 2013, 7) Die eigene Wirkung und das eigene Handeln bestmöglich einschätzen zu können, ist die Voraussetzung für Orientierung. Zu Feedback gibt es eine Fülle von Veröffentlichungen: Weidenmann, 1998, 122 ff., Wellenreuther, 2014, 147 ff., Allhoff, 2016, 185 f., Griesbach/Lepschy 2015, 249 ff., Pabst-Weinschenk 2016, 30ff., Bose et. al. 2013, 108ff., Patrzek, 2013, 164 ff. Dies spiegelt die Relevanz des Themas wider.
Feedbacks beinhalten Einschätzungen und Wahrnehmungen einer anderen Person. Diese müssen gut begründet sein und konkrete Beispiele für Sachverhalte, persönliches Verhalten, etc. benennen, um diese Einschätzungen plausibel und nachvollziehbar werden zu lassen. Gerade wenn es Feedback zu sozialem oder kommunikativem Verhalten ist, greift es manchmal tief in die Persönlichkeitsstruktur des Gegenübers ein. So wichtig Feedbackgespräche sind, so sensibel sollten sie gehandhabt werden. Der / die Feedbackgebende trägt hohe Verantwortung, konstruktiv und nicht verletzend Aspekte ansprechen zu können. Deshalb ist eine intensive Vorbereitung zwingend, um dem Feedbacknehmenden das Ziel der Weiterentwicklung zu ermöglichen und der Person gerecht werden zu können.
Insbesondere stehen im Vordergrund:
“Weniger ist mehr” heißt ein häufig genutztes Sprichwort. In Feedbackprozessen gilt dies besonders: Feedback sollte sich auf die wichtigsten, aktuellen und konkreten Punkte beziehen, die angesprochen werden. Die /der Feedbackgebende ist gefordert, Prioritäten zu setzen. Welche Aspekte des Handelns sind besonders aufgefallen, welche Wirkungen haben sie ausgelöst, was sollte unbedingt so weitergeführt werden und ist zielführend, welche Punkte könnten wie und warum optimiert werden. Die Eindrücke und Wahrnehmungen des/der Feedbackgebenden sind immer subjektiv und sollten als Ich-Botschaften dargestellt werden, nicht als objektive Wahrheiten.
Viele Fachautoren haben sich mit Feedbackprozessen beschäftigt. In der Folge einige Methoden des Feedbacks:
W – Wahrnehmung
W – Wirkung
W – Wunsch
(Griesbach/Lepschy, 249 ff.)
Im ersten Schritt der Wahrnehmung sollten die Beobachtungen möglichst präzise beschrieben werden. Der exakte Auslöser und Anknüpfungspunkt für Wirkungen und Wünsche muss für den/die FeedbacknehmerIn erkennbar werden: „In der Präsentation am vergangenen Dienstag hast Du sehr schnell die Slides gewechselt und nur wenige Kommentare dazu gegeben.“
Die Wirkung beschreibt, was es im Beobachter ausgelöst hat: „Ich konnte Dir dadurch ganz schwer folgen und die wesentlichen Inhalte der Präsentation nicht aufnehmen“.
Der Wunsch beschreibt einen Vorschlag aus der Sicht des Beobachters, welche konkrete Veränderung er sich wünscht: „ Ich hätte mir gewünscht, dass Du relevante Stichworte der Slide erklärst und mir damit Zeit gibst, zu verstehen“.
R. Cohn empfiehlt,
Damit geht sie in die gleiche Richtung wie die WWW-Methode, konkretisiert nur einige Punkte.
Meyer differenziert wie viele andere Autoren in die aktive und rezeptive Perspektive:
Feedback geben bedeutet für ihn:
Feedback nehmen bedeutet für ihn:
Allhoff gibt insgesamt 10 Gesprächsregeln, wie Feedback geäußert werden sollte:
Die Qualität des Feedbackgespräches ist also ausschlaggebend. Bastian et.al. betonen, dass „mit der Qualität der Analysegespräche und –verfahren der Erfolg des Feedbacks (steht und fällt). Denn die gemeinsame Auseinandersetzung, das Gespräch (…), Erfahrungen, die Daten- und Ergebnisinterpretation und das Aushandeln von erfahrungsbezogenen Konsequenzen ist der Motor der Entwicklungsprozesse, die dem Feedback folgen sollen.“ (Bastian, 2014, 105)
Feedbackgespräche sind notwendiger denn je, da eine diversifizierte Arbeitswelt, die Zunahme von Projektarbeit und damit wechselnde Verantwortliche Einschätzungen der/des jeweils Anderen erforderlich machen. Wenn Arbeitsbeziehungen häufig wechseln, Teamzusammensetzungen sich ändern, Aufgaben nachjustiert werden, schafft dies potenziell Verunsicherung. Feedbackgespräche dienen dazu, die eigene Leistung besser einschätzen zu können, insbesondere aber die Perspektive des Arbeitsumfeldes nachvollziehen zu können. Nur durch diesen – möglichst regelmäßigen und häufigen – Austausch wird Orientierung möglich, die Erkenntnis der eigenen Potenziale steigt und eine kontinuierliche konstruktive Weiterentwicklung kann stattfinden.
Allhoff, D.-W. /Allhoff, W. (2014): Rhetorik und Kommunikation. 16. veränd. Aufl.,
Reinhardt, München
Bastian, J./ Combe, A. (2014): Feedback-Methoden. Erprobte Konzepte, evaluierte
Erfahrungen. Neu ausgest. Sonderausg. 2007, Weinheim
Ditton, H. /Reinders, H. et.al. (2011): Empirische Bildungsforschung. Berlin, Heidelberg
Greene, J.A. / Azevedo, R. (2007): A theoretical review of Winne and Hadwin’s model of
self-regulated learning: New perspectives and directions. Review and Educational
research, 77, 334-372
Grießbach, Th. / Lepschy, A. (2015): Rhetorik der Rede. St. Ingbert
Hattie, J. (2013): Lernen sichtbar machen. Schneider, Hohengehren
Hattie, J. / Timperly, H. (2007): The power of feedback. Review of educational research,
March, 81-112
Klauer, K.J. / Leutner, D. (2012): Lehren und Lernen. Einführung in die
Instruktionspsychologie. 2. Aufl. Beltz, Weinheim
Mietzel,G. (2007): Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens. 8. überarb. Aufl.,
Göttingen
Patrzek, A. (2013): Fragekompetenz für Führungskräfte. 6. Aufl. Leonberg
Schilcher, A. (2013): Referate halten. In: Grundschule, Heft 9, September 2013, S. 6-8
Schilcher, A. / Pissarek, M. (2015): Literarische Kompetenz zur Modellierung des Begriffs.
In: Schilcher, A. /Pissarek, M. (2015) (Hrsg.): Auf dem Weg zur literarischen
Kompetenz, Baltmannsweiler
Walden, J./Jung, E.H. et al. (2017): Employee Communication, job engagement, and organizational
Commitment. Journal of Public Relations Research 2017 (29), S. 73-89
Wellenreuther, M. (2014): Lehren und Lernen – aber wie ? Empirisch-experimentelle
Forschungen zum Lehren und Lernen im Unterricht. Schneider, Hohengehren
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